Das Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) ist Gastgeber für die
Koproduktion der Roma-
Theatergruppe Giuvlipen mit dem Jüdischen Staatstheater aus Bukarest.
Die Aufführung „Kali Traš” (Die
schwarze Angst), von Valerică Stănescu, unter der Spielleitung von Mihai Lukacs, findet am Freitag, den 9. November,
um 19,30 Uhr
im Saal des DSTT statt.
Anschließend zur Aufführung moderiert Oana Nestian Sandu, Projektleiterin beim Interkulturellen Institut Temeswar- und Direktorin des internationalen Programms am Institut, Olga Lengyel, New York, die Fragen- und
Antworten-Runde,
Aufführung in rumänischer Sprache.
Die zweisprachige rumänisch-romani Produkution (mit Übersetzung in
rumänischer Sprache) ist
eine freie Adaption nach dem Roman „Der Tod in den Augen” des überlebenden
Romani-
Schriftstellers Valerică Stănescu. Die Aufführung unter Spielleitung von
Mihai Lukacs umfasst
die Darsteller Ziţa Moldovan, Mihaela Drăgan, Claudiu Dumitru, Ninel
Petrache und Mircea
Dragoman. Für das Bühnenbild und die Kostüme ist Iulia Toma zuständig, für
die szenische
Bewegung Paul Dunca und für die Dramaturgie Mihaela Drăgan.
Als Fortsetzung des 2017 entstandenen Projekts „Das Roma-Theater ist nicht
nomadisch!”, mit Unterstützung der Nationalen Kulturfondsverwaltung (AFCN),
rekonstruiert Giuvlipen in „Kali Traš” ein emblematisches, eher weniger
bekanntes und besprochenes Ereignis des Antonescu-Regimes.
Den Spuren eines Roma-Wandertheaters im Rumänien der Jahre 1940 folgend,
erzählt „Kali Traš” die vielleicht schmerzvollste und wichtigste Geschichte der
Roma-Gemeinschaft und des Roma-Völkermords. die uns die Lebensschicksale der
vier Darsteller vor Augen bringt: Leanca, Şopârla, Franț und Diloda erfahren,
dass sie nach Transnitrien deportiert werden, ahnungslos darüber, was auf sie zukommt.
Die Schauspielerin Mihaela Drăgan:
„Kali traš” (Romani, Die schwarze
Angst) ist der von den Romas benannte Völkermord, ein fast
in Vergessenheit geratenes Thema unseres gemeinsamen
Bewusstseins. Es hat lange gedauert,
bis im Jahr 2004, dass Rumänien den Roma-Völkermord
anerkennt, was auch als Grund für die
Abwesenheit der Darstellungen im künstlerischen Bereich,
in den Medien oder in dem
öffentlichen Diskurs steht.
In „Kali Traš” haben wir all unsere künstlerischen Ressourcen,
unsere Leidenschaft, aber auch
unsere Wut und unseren Schmerz verarbeitet, um einen
angemessenen dunklen Teil der
Geschichte wiederzugeben. Mit „Kali Traš”erwünschen wir
mehr als eine einfache Darstellung
der Vergangenheit. Wir möchten damit in den Gedanken und
den Herzen der Menschen einen
Platz für jetzt und für die Ewigkeit einnehmen. Obwohl es
schmerzt, tauchen wir in Erinnerungen
ein, um dem heutigen Stand der Dinge eine Erklärung zu
bieten. Wir ersetzen den emotional
angenehmen Gedächtnisausfall durch komplexe Antworten
unserer jüngeren Geschichte.
Giuvlipen, 2014 von Mihaela Drăgan und Ziţa Moldovan, in Zusammenarbeit mit
Mihai Lukacs,
gegründet, ist eine feministische Roma-Theatergruppe, die von der
Reuters-Agentur als „die
Avantgarde der Roma-Revolution benannt wurde, ein Gegenangriff durch Kunst
und
Aktivismus- gegen jahrhundertlange Unterdrückung..“ Es werden soziale
gegenwärtige Themen
angegangen, die kontrovers und herausfordernd, mittels einer politischen,
experimentellen und
überaus performativen Kunst, auf Kernprobleme wie struktureller Rassismus,
Ungleichheit der
Geschlechter, und der fehlende Zugang zur Bildung und zur vergessenen
Geschichte zu
antworten versucht.
“Das Roma-Theater ist nicht nomadisch! 2018” trägt zur Entwicklung eines
Roma-Theaters in
Rumänien bei, durch die Erweiterung des Repertoires, die Sichtbarkeit der
Roma-Theater-
Produktionen und durch die Verbindung des Roma-Theaters mit dem breiten
Publikum.