von Jewgeni Schwarz –– Inszenierung: Yuri Kordonsky (a.G.)
Der Drache in uns
Ein Drache hat sich eine Stadt über Jahrhunderte hinweg untertan gemacht. Sie muss ihn mit Tausenden von Kühen, Schafen und Hühnern ernähren und ihm jährlich eine Jungfrau opfern. Die Bewohner der Stadt haben sich damit aber abgefunden, niemand begehrt dagegen auf, im Gegenteil, sie finden sogar, dass ihnen die Herrschaft des Drachens Sicherheit bietet. Eines Tages kommt ein junger Mann des Wegs, der Ritter Lanzelot, der diese Ordnung in Frage stellt. Er verliebt sich in die schöne Elsa, die in diesem Jahr geopfert werden soll, und will mit dem Drachen kämpfen. Doch so gut wie niemand sieht in ihm den möglichen Befreier oder wäre bereit, ihn im Kampf zu unterstützen.
Der russische Autor Jewgeni Schwarz verpackte 1943 seine Kritik am deutschen Nazi-Regime ins Gewand eines Märchens. Doch auch die kommunistischen Herrscher der damaligen Sowjetunion sahen sich in dem Stück "Der Drache" gespiegelt. Eine Aufführung in Moskau wurde 1944 nach zwei Generalproben verboten. Die Parabel ist mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine beängstigend aktuell geblieben. Denn Schwarz stellt nicht nur Diktaturen an den Pranger, er zeigt zugleich, dass Willkür und Gewalt Bestand haben, weil die Menschen die Mechanismen und Werte eines solchen Herrschaftssystems verinnerlicht haben. Wir alle tragen den Drachen in uns.
Übertitelung: RO/EN
Altersbeschränkung: 14+
"Das Märchenstück in Parabelform entstand in den 1940er Jahren und behandelt das Zusammenspiel von Diktatur und Untertanengeist. Kurz nach seiner Uraufführung in Moskau 1944 wurde die Inszenierung verboten, weil man das Stück als Kritik am politischen System der Sowjetunion verstand."
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